PROJEKT GEGEN FRÜHVERHEIRATUNG
Ein Ja-Wort für Bildung und Selbstbestimmung
Kambodscha hat eine der höchsten Raten von Kinderehen in Südostasien. Betroffene Mädchen müssen meist die Schule abbrechen und laufen Gefahr, Opfer häuslicher Gewalt zu werden. Kamboo Project setzt sich mit Nachdruck für die Beendigung von Kinderehen im Prasat Bakong-Distrikt ein, indem es Mädchen und Familien durch Bildung und Aufklärung stärkt. Ziel ist es, eine Zukunft zu schaffen, in der jedes kambodschanische Mädchen die Freiheit hat, ihren eigenen Lebensweg selbstbestimmt zu gestalten.
Ausgangslage
Die Realität frühzeitiger Eheschliessungen in Kambodscha ist bedrückend!
In Kambodscha sind frühzeitige Eheschliessungen noch immer gängig. Laut dem Demographic and Health Survey 2021-22 sind beinahe 20% der Mädchen vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet, wobei 7% sogar schon vor ihrem 15. Lebensjahr in den Bund der Ehe treten. Bereits mit 20 Jahren befindet sich die Hälfte aller jungen Frauen in einer Ehe. Diese bedenklichen Zahlen zeichnen das Bild einer Gesellschaft, die weiterhin von tief verwurzelten kulturellen Normen und wirtschaftlichen Zwängen durchzogen ist.
Frühverheiratungen untergraben die Bildung und persönliche Entfaltung von Mädchen und jungen Frauen; sie verletzen grundlegende Mädchenrechte und widersprechen internationalen Abkommen, wie der UN-Konvention über die Rechte des Kindes und der UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW). Zwar beträgt das gesetzliche Heiratsalter 18 Jahre, jedoch bekämpft das Gesetz Frühverheiratungen keineswegs effektiv. Es enthält Ausnahmeregelungen, die etwa im Falle einer Schwangerschaft auch Minderjährigen die Ehe gestatten. Zudem ist es möglich, ab 16 Jahren zu heiraten, sofern der Partner das Mündigkeitsalter erreicht hat und die Zustimmung der Eltern vorliegt. Neben diesen Schlupflöchern untergraben auch gezielte Umgehungen das Gesetz. Laut einem Bericht des kambodschanischen NGO-Ausschusses für CEDAW ist es keine Seltenheit, dass Eltern oder Ehemänner lokale Behörden bestechen, um das Geburtsdatum eines Mädchens zu fälschen und so eine vorzeitige Vermählung zu ermöglichen.
In den ländlichen und abgelegenen Gebieten des Landes sind Kinderehen am häufigsten anzutreffen. In der Provinz Siem Reap, wo Kamboo Project aktiv ist, sind sogar 23% der Mädchen vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet.
Leider haben frühzeitige Ehen verheerende Folgen für die betroffenen Mädchen. Wenn Mädchen unter 18 Jahren, die eigentlich die Schule besuchen könnten, frühzeitig verheiratet werden, sehen sie sich oft gezwungen, ihre Ausbildung abzubrechen. Ausserdem sind sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt zu werden. Frühzeitige Schwangerschaften sind keine Seltenheit und haben zur Folge, dass junge Frauen finanziell und sozial von ihren Ehemännern abhängig werden. Schätzungsweise würden etwa 1000 Mädchen an den 52 von uns unterstützten Schulen im Prasat Bakong-Distrikt weiterhin die Schule besuchen, wären sie nicht in der fatalen Situation einer frühen Ehe gefangen.
Zentrale Herausforderung
Die Geschlechterrollen müssen modernisiert werden!
In Kambodscha, und mehr noch in ländlichen Gebieten wie dem Prasat Bakong-Distrikt, sind überholte Geschlechterrollen und kulturelle Praktiken fest verwurzelt. Der Erfolg unserer Initiative wird davon abhängen, inwieweit es gelingt, in den Gemeinden, Schulen und Familien vor Ort ein modern(er)es Frauenbild zu vermitteln und eine Sensibilisierung für die Rechte von Mädchen und Frauen zu erreichen. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll, doch folgende Strategien sollen dazu beitragen, sie zu bewältigen:
- Einbindung lokaler Stakeholder und Autoritäten, einschliesslich der Schulleitungen
- Schaffung wirtschaftlicher Anreize
- Gespräche mit den betroffenen Mädchen und Familien
Unser Ziel ist es, mittels gezielter Workshops das Bewusstsein für die Vorteile späterer Eheschliessungen zu schärfen. Dabei liegt unser Fokus zunächst auf jenen Schulen, mit denen wir bereits kooperieren, um Mädchen und Familien, die möglicherweise bald vor einer entsprechenden Entscheidung stehen, zu erreichen und zu sensibilisieren.
Unser Bestreben ist es, dass sich in der gesamten Region ein tieferes Verständnis für das Schicksal von Mädchen ausbreitet und eine grundlegende Veränderung der Haltung gegenüber Frühverheiratungen einsetzt. Wir hoffen, dass diese Praxis in der Folge verebbt. So soll eine Umgebung geschaffen werden, in der junge Mädchen ermutigt sind, ihr volles Potenzial zu entfalten.
Dank unserer langjährigen Präsenz an 52 Grundschulen im Prasat Bakong-Distrikt haben wir bereits das Vertrauen der lokalen Bevölkerung gewonnen, was eine unverzichtbare Grundlage für den Erfolg des von uns angestossenen Bewusstseinswandels darstellt.
Umsetzung
Erfolgreicher Start des Pilotprojekts
Im Jahr 2022 wurden an fünf weiterführenden Schulen im Prasat Bakong-Distrikt jeweils dreitägige Workshops zur Prävention von Frühverheiratungen von Mädchen durchgeführt. Insgesamt nahmen 209 Schülerinnen daran teil, sowie, wo möglich, Eltern, Lehrkräfte und ein Vertreter der örtlichen Bildungsbehörde. Unser Team leitete die Workshops, unterstützt von einem qualifizierten Trainer. Die vorläufigen Ergebnisse des Pilotprojekts sind ermutigend: Die Zahl der Mädchen, die an den Schulen registriert sind und kontinuierlich am Unterricht teilnehmen, ist gestiegen.
Es ist geplant, derartige Workshops regelmässig zu veranstalten und auf andere Schulen auszuweiten. Zusätzlich führen wir Workshops auf Gemeindeebene durch. Hierbei heben wir je eine Schülerin bzw. ehemalige Schülerin aus der örtlichen Gemeinschaft hervor, die unmittelbar von unserer Kampagne profitiert hat. Diese «Vorzeige-Schülerinnen» fungieren als Vorbilder und Inspirationsquelle und werden von uns ermutigt, sich aktiv an öffentlichen Rede-Events zu beteiligen. Dies soll ihre Wirkung in der Gemeinschaft verstärken und generationsübergreifende Veränderungen von innen heraus anstossen.
Budget
Die Projektkosten belaufen sich auf $400 pro Workshop oder $2.250 pro Workshop-Zyklus mit jeweils 40 Mädchen und Eltern.